APA Meldung zur 51. Jahrestagung der ÖGU

(2015-09-24 – Wien/Salzburg) – Auslöser für Wirbelsäulenverletzungen müssen nicht immer schwere Autounfälle sein, auch banale Stürze oder Stöße etwa beim Sport oder im Haushalt können oftmals der Grund dafür sein, dass Verletzungen im Bereich der Hals-, Brust oder Lendenwirbelsäule auftreten. So geschehen beispielsweise mehr als die Hälfte aller Schülerunfälle beim Schulsport durch Stürzen, Stolpern und Fallen und können Verletzungen von der Wirbelsäule zur Folge haben.

Grund genug für die heimischen Unfallchirurgen, die 51. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU), die heuer vom 1. bis 3. Oktober 2015 in Salzburg stattfindet, dem Thema „Wirbelsäule“ zu widmen. „Gerade die Komplexität der Wirbelsäule erfordert ein umfassendes fächerübergreifendes Verständnis der Anatomie, Pathophysiologie und Biomechanik, um korrekte therapeutische Ansätze zu entwickeln“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Mehdi Mousavi, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, die Schwerpunktsetzung der diesjährigen Tagung. Zudem spielt die Wirbelsäule als zentrale Achse im menschlichen Körper eine wichtige Rolle für die Statik und Bewegungsabläufe im Gesamtorganismus sowie als Schutzfunktion für Teile des Nervensystems. „Wirbelsäulenverletzungen können meist problemlos ausheilen, wichtig ist es dennoch, rasch die richtige Diagnose zu stellen.
Unfallchirurgen sind in einem ersten Schritt die richtigen Ansprechpartner und können auch umgehend die passende Therapie oder Überweisung zu anderen Fachdisziplinen in die Wege leiten“, betont der Experte und ergänzt: „Das Thema bewusst zu machen ist wichtig, denn oft denken die Betroffenen gar nicht daran, bei harmlos scheinenden Rückenschmerzen infolge von Stürzen überhaupt medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn: Es muss nicht immer Blut fließen, um einen Unfallchirurgen zu Rate zu ziehen!“

Bei den meisten Wirbelsäulenverletzungen handelt es sich um Verdrehungen der Wirbelsäule ohne Schäden an Knochen oder Rückenmark. Eine Rückenmarksverletzung liegt nur in etwa 20 Prozent der Fälle vor. Unabhängig von Alter und Geschlecht sind plötzliche Rückenschmerzen, die je nach beteiligten Strukturen zusammen mit anderen Beschwerden wie Bewegungsunfähigkeit oder Sensibilitätsstörungen auftreten, deutliche Hinweise auf eine Wirbelsäulenverletzung. Die Folgen einer Wirbelsäulenverletzung reichen von einer eher harmlosen Verletzung der Muskulatur bis hin zu Brüchen der Wirbelkörper, bei denen sich Bruchstücke verschieben und das Rückenmark oder Nervenwurzeln beteiligt sein können. Die Diagnose von Wirbelsäulenverletzungen erfolgt durch Röntgenaufnahmen, durch eine Computertomografie (CT) der betroffenen Stelle oder mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) sowie einer ausführlichen neurologischen Untersuchung. „Bei leichteren Weichteilverletzungen oder bei der Stauchung eines Wirbelkörpers ist keine operative Behandlung nötig. Ruhigstellung sowie Wärme- oder Kälteanwendungen sind meist das Mittel der Wahl, auch stabile Brüche lassen sich konservativ sehr gut behandeln“, gibt Mousavi Einblick.

Damit Patienten zur richtigen Zeit am richtigen Ort versorgt werden, setzt der Präsident der ÖGU auf die Zusammenarbeit zwischen den medizinischen Fachdisziplinen: „Nationale und internationale Experten aus den Fachgebieten der Unfallchirurgie, Orthopädie, Neurochirurgie und Physikalischen Medizin und Rehabilitation werden den interdisziplinären Charakter der Behandlung der Wirbelsäulenverletzung hervorheben und die Jahrestagung nützen, um über Strategien für eine optimale Patientenversorgung zu diskutieren.“ Weitere Themen sind darüber hinaus die präklinische Versorgung, konservative und operative Behandlung, posttraumatische Veränderungen, Rehabilitation sowie Fragen rund um die Qualitätssicherung von unfallchirurgischen Behandlungen.